Das Lager des FlussClans

Meine Pfoten trugen mich leicht, fast fliegend durch das Territorium. Das hier war mein Reich, hier war ich sicher, hier gehörte ich hin. Und eines Tages, da war ich mir sicher, würde ich meinen Clan so verteidigen, dass niemand auch nur noch eine Kralle über die Grenzen setzten konnte. Doch noch war ich eine Schülerin. Eine Pfote. Doch ich würde mich zur Kriegerin hocharbeiten!

Eigentlich sollte ich nicht alleine unterwegs sein. Aber meine Eltern waren mit Adlerpfote unterwegs, eine Art Familienjagd. Und ich wollte zu Ihnen.

Da war ich, an der Grenze. Dort wo sie sein sollten. Doch da lagen nur drei leblose Körper. Nein, das durften sie nicht sein. Das konnte nicht sein. Sie waren zu dritt... Ich sah mich um, voller Angst, gehetzt. War der Mörder noch da? Ja, zwei Augen blitzen aus dem Schatten auf, jenseits der Grenze. Und verschwanden. Hatte er Angst? Nein, drei Katzen waren seine Opfer gewesen. Ich war nur eine Schülerin. Eine baldige Kriegerin, die nicht mal auf ihre Familie aufpassen konnte...

Ich schrie, schrie immer lauter, Dunkelheit umgab mich...

Und von meinem eigenem Schrei wurde ich wach. Schnell sah ich mich um. Ich war in meinem Bau. Ich war keine Schülerin, ich war Anführerin. Und ich musste stark sein. Die glühenden Augen vergessen oder wenigstens so tun als ob. Das war meine Aufgabe, meine Aufgabe war es, den Clan zu schützen. Nicht mich selbst.

Ich stand auf und streckte mich, versuchte den Schlaf, der noch in meinen Gliedern steckte, abzuschütteln. Ich musste wach und aufmerksam vor den Clan treten. Und nach kurzer Zeit war ich mir sicher, dass ich das auch konnte. Ich wusste nicht, wie ich es immer schaffte, das Wohl des Clans vor mein eigenes zu stellen. Doch ich schaffte es und das war die Hauptsache.

So würdevoll wie nur irgendwie möglich trat ich aus dem Bau und sah mich um. Der Wind unterstrich die schneidende Kälte des Morgens, als ich in den Wolkenverhangenen sah, bezweifelte ich, dass es später viel wärmer werden würde. Es war eine schlimme Blattleere.

Ich lief direkt in die Lagermitte. Andere Anführer wären jetzt vielleicht auf den großen Steinhaufen gesprungen, aber noch immer erschien es mir nicht ganz richtig, auf meinen Clan so herabzublicken. Lieber war ich unter ihnen. Näher am Clangeschehen.

Ich begann, mich zu putzen. Ich hätte nichts zu sagen, wenn jemand etwas brauchte, hoffte ich, würde er sich an mich wenden. Für die Patrouillen war Häherschwinge zuständig. Ob schon welche draußen waren?

Schnell war die Zeit vergangen. Seltsam, wie schnell. Es kam mir vor, als wäre es eben noch morgen gewesen, als die Sonne sich auch schon wieder dem Horizont näherte und unterging. Ich erhob mich und merkte, das meine Glieder vom langem sitzen steif geworden waren. Kurz streckte ich mich, ein kümmerlicher Versuch, wieder richtig wach zu werden. Erst jetzt merkte ich, wie kalt es eigentlich war, und plötzlich durchfuhr mich die Kälte bis in die Knochen. Ich würde gleich wieder reingehen, in meinen Bau. Der Regen machte mein Fell schwer und verschlimmerte die Kälte noch. Keine Katze sollte bei diesem Wetter draußen bleiben.

Doch genau in diesem Moment kam eine Katze aus dem Kriegerbau gelaufen, nein, gerast. Das schwarze Fell war unordentlich, die Augen... fast schon wahnsinnig. Ich erkannte Himmelswind. Der Kater war ab und zu merkwürdig, das hatte ich schon festgestellt, in meiner Zeit als Kriegerin hatte ich mitbekommen, dass er Albträume hatte. Und auch sonst. Aber trotzdem war er einhütet Krieger, wenn auch etwas speziell. Meine Anfänglichen Bedenken, als Splitterstern ihn aufgenommen hatten, waren schnell verflogen.

Er war am Boden zusammengebrochen und lag da, doch als ich schon auf ihn zugehen wollte, sprang er wieder auf und verschwand am Lagerausgang. Ich sah ihm leicht verwirrt hinterher. Es wurde schon dunkel, es regnete und es war eisig kalt, was wollte er da draußen? Und würde er zurückkommen? Ich beschloss ihm zu folgen, auch wenn ich mir noch nicht wirklich sicher war, was ich sagen sollte. So betrachtet war es fast gut, dass er weggerannt war, sonst hätte ich wahrscheinlich schweigend vor ihm gestanden, ohne zu wissen, was ich sagen sollte. Und das hätte er falsch interpretieren können.

Wieder mal beschlich mich leiser Zweifel, sollten Anführer nicht immer wissen,Maas sie sagen mussten? Doch dann erinnerte ich mich an das Leben, welches Kleepfote, die Heilerschülerin, mir gegeben hatte.

» Gegen Seelische Wunden hilft kein Kraut, doch mit diesem Leben gebe ich dir die Kraft, die richtigen Worte zu finden. Den Anführen ist mehr, als nur Befehle zu erteilen. Sei da für deinen Clan, sowohl mit Krallen als auch mit Herz. «

Diese Worte gaben mir jetzt Kraft. Im Stillen dankte ich Kleepfote noch einmal für das Leben, bevor ich hinter Himmelswind herstürmte, verzweifelt versuchend, seine Spur nicht zu verlieren, trotz des Regens. Die Richtung, in die er rannte, überraschte mich. Was wollte er beim Zweibeinerort?

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