Altes Gefängnis

»Die Schatten versteckten die Gestallt der cremefarbigen Revenge Unit Anhängerin. Ihre Sillouhete schmolz mit der Dunkelheit zusammen und das einzige was blieb, waren diese pechschwarzen Augen, die trotzdem leuchteten. Sie schaute auf die vielen Katzen die sich hier versammelte und innerlich bebte sie. Sie wusste nicht was sie empfand, doch es konnte nichts Gutes sein, so also zähle ich Mal das Schlechte auf: War es womöglich Abscheu, was sich da in ihrem Inneren regte? Abscheu wegen den vielen Katzen, die meinten sie seien so richtig schön fies und böse, auch wenn sie womöglich nur den Mut hatten, ihre eigene Familie umzubringen? War es Hass, wegen diesen vielen Katzen die meinten sie könnten mit ihrer Arroganz und mit ihrer angeblichen Intelligenz etwas in den Clans oder gar einfach nur hier bewirken? Oder war es vielleicht Wehmut, weil sie niemals hatte so sein wollen, wie sie jetzt war? So kaltblütig, so in sich zusammen gewachsen, so negativ... so schlecht. Sie war ein fauler Apfel geworden, womöglich noch fauler als viele andere hier meinten und dass konnte nur sie wirklich nachempfinden. Doch jetzt empfand sie kein Mitleid, oder kein Selbsthass oder ähnliches, in ihr herschte jetzt einfach nur Stille... Eine schwarze Undendlichkeit die womöglich bald ein Ende finden würde.

Und da war es, was sie dazu trieb aus den Schatten zu schleichen und ihre Augen funkelten wieder. Sie verrieten nichts von den vielen Gefühlen die in ihr tobten, doch die ausgefahrenen Krallen und die gebleckten Zähne waren wohl ein gutes Zeichen dafür, dass sie nicht in Stimmung war. Eine mausgraue Kätzin hatte Fade angerempelt, als hielte sie sich für etwas besseres. Sie hätte vorsichtiger darüber nachdenken sollen, bevor sie den jungen Kater auch nur einen Schritt zu nahe hätte treten sollen, denn sie würde ihren persönlichen Anhänger, der ihr so treu war, nicht tatenlos anrempeln lassen. So also glitt sie genau vor das Fenstersims, wo die Kätzin sich hingelegt hatte und sich zusammengerollt hatte. Sie hörte missmutig der anderen Katze zu und sie fand es einfach nur erbärmlich, wie Katzen von Taten sprachen die sie sowieso niemals ausführen würden. Für Never gab es keine Regeln, nicht von Devil vorgeschriebene, nicht von anderen Katzen vorgeschriebene, keine. Sie lebte nach ihren eigenen Prinzipien und wenn diese nicht respektiert wurden, würde sie erbarmungslos dazwischen gehen, so also war ihre Stimme gespenstisch und eiskalt: Twist, du solltest vielleicht auf diese Kätzin da hören. Dein Benehmen geht nämlich nicht nur ihr auf die Nase, sondern auch mir und ich kann dir sagen, dass mir Devil's Regeln sehr, sehr egal sind. Sie machte eine kurze Pause, diese kühlte die Atmosphäre ab und jeder Muskel der Cremefarbigen war angespannt. Sie würde jeden Angriff abfangen können, den die andere Katze hätte tuen können und so endete sie ihre kurze Rede: Fass Fade nie, nie wieder an, oder ich werde dir zeigen, wer hier wem überlegen ist. Und so meinte sie es auch, wie es genau in ihren Augen zulesen war. Sie erwartete nicht dass Twist verängstigt sein sollte, aber ihre Krallen waren auf Blut und Fleisch aus und sie hatte sich lange genug mit diesen dreckigen Katzen hier ausgegeben, irgendwann gab es für Never auch ein Limit und den hatte die Mausgraue überschritten.

Sie drehte sich um, ihre Ohren waren angelegt und sie wollte damit genau zeigen, dass keine Katze es jetzt wagen sollte sie anzusprechen. Mit einem kurzen und knappen Kopfnicken zeigte sie Fade an, ihr jetzt gefälligst zu folgen, bevor sie wütender werden würde und sie ging langsam durch die Gänge, in der Hoffnung dass Fade ihr folgen würde, denn sonst würde sie den Kater holen gehen und ihn mit Zähnen und Krallen mit sich schleppen. Ihr Weg führe zurück zu dem heruntergekommenden Arbeitszimmer und sie sprang auf den Tisch. Sie setzte sich dort hin und wartete auf den Kater. Sie würde ihm genau 60 Sekunden geben, sonst würde es für ihn nicht so gut ausgehen... Und das einzige was sie jetzt noch empfand war Leere... Eine Leere, die schon lange in ihr hauste.«

»Sie sass auf den Tisch und ihr Blick war leer, so erinnerte dieser Anblick einen an eine hilfslose und in sich zusammen gefallene Katze... Doch jeder der Never gut kannte wusste, dass sie in diesem Moment werder hilflos noch zusammen gefallen war. Sie war überfordert, überfordert mit all diesen dummen und sich so verewigenden Katzen. Sie war gereitzt, gereitzt von den wenigen Prinzipien die man hier vorfand und sie empfand hass, doch sie man konnte nicht gut herrausfinden, was sie diesen Hass empfinden lies. Und da es nicht gewöhnlich war, Never und ihre Gefühle zu sehen, sass sie da, mit einem leeren Blick, mit einer leeren Seele, mit einer herunter gekommenden Haltung. Sie musste hier nichts beweisen, genau hier, zwischen diesen vier zusammen gefallenen Wänden, auf diesem Tisch, neben diesem Hof, hatte sie niemanden nichts zu beweisen und so blickte sie einfach nur auf den kleinen, braunen Kater hinab. An ihn wollte sie ihr wildes Wesen nicht raus lassen, sie wollte es an diesen räudigen Katzen rauslassen, die hier herum schlichen und meinten, sie wären was grosses. An den Clankatzen wollte sie ihre Krallen wetzen, ihr Fleisch unter ihren Pfoten zu empfinden und das Blut an ihren Pelzen herunter tropfen sehen. Sie wollte ihre Wut sogar an den vielen Streunern rauslassen, die in den Kämpfen gegen sie noch nicht umgekommen waren, auch wenn das extrem wenige waren... Aber vorallem wollte sie all diese Gerissenheit, all diese Wut, all dieser Hass, alleees was in ihr hauste, das wollte sie nur an sich selbst rauslassen. Wäre sie nicht sie selbst, dann wäre dies auch nicht ihr Schicksal gewesen und dann wäre alles auf dem glatten Steg, aber nein. Sie war Dunkelfrost bzw. Never und das konnte sie nicht ändern und so blickte sienfach nur zu Fade herunter.

Als sie dann endlich diese Stille durchbrach, war ihre Stimme nur ein Hauch, es war die typische Stimme, die man sich von einer bösen Königin vorstellen konnte, doch sie war bedrohlicher und dennoch so ruhig... Du hättest dich nicht dort aufhalten sollen, nicht wenn ich nicht da bin und das weist du. Noch scheint es mir nämlich, dass du nicht genug Selbstvertrauen hast, dich jemanden zu stellen. Dabei dachte sie an Twist, die mausgraue Kätzin mit diesen mandelförmigen, blaugrauen Augen. Viele könnten sie womöglich als "hübsch" beschreiben, aber sie war einfach nur genauso räudig wie der Rest dieser Bande. Sie blickte den Kater tief in die Augen und wollte sich in seiner Seele umschauen, sie wollte nur durch seinen Blick erraten, was sich in ihn tat, aber noch konnte sie nichts lesen. Sie setzte ihre Rede fort: Das nächste Mal, wenn die eine dieser Katzen anrempelt oder beleidigt oder in irgendeiner Weise herrausfordern, schaff dir Respekt her. Und das meinte sie genau so, denn sie wusste aus eigerner Erfahrung das man nur etwas bewirken konnte, wenn man sich auch Respekt erschaffte und dies schaffte man nur, wenn man bewies wie man gefährlich man sein konnte. Deswegen war sie auch hier in der Revenge Unit nicht sehr gemocht. Sie hatte einfach nur Katzen zu oft herrausgefordert, wenn irgendeine Bemerkung über sie gemacht wurde und sie wusste sehr genau, wie sehr die kleine schneeweise Kätzin mit den blutroten Augen sie hasste. Devil wünschte ihr womöglich den Tod, aber Never würde ihr diesen Wunsch nicht so schnell gestatten, denn sie würde noch lange, lange leben... So sprang sie also vom Tisch und machte einen Schritt auf Fade zu. Sie war um eine Haaresbreite grösser als er und sie stand fast genau vor ihm, blickte ihn in die Augen und dann wand sie sich ab, zu ihrem Nest und legte sich rein. Sie bedeutete den Kater in sein Nest zu gehen und sich dort auszuruhen. Man wusste ja nie, was einen am morgigen Tag erwartete, nicht?«