Altes Gefängnis

Dunstpfote

Ich zeigte keine Reaktion, als Devil sich auf Beyond stürzte. Wollte sie mich aus der Fassung bringen? Das Gegenteil war der Fall. Auch wenn ich selbst nur Beute getötet hatte, wünschte ich mir, an Devils Stelle zu sein. Es musste ein tolles Gefühl sein, seine Krallen durch das Fell einer anderen Katze zu ziehen. Meine Gedanken drifteten ab,zu dem besagten Vollmond,wo ich endlich das Blut anderer Katzen kosten würde. Und so vergas ich fast, dass ich Devil noch antworten musste. Ok, danke für die Information. Und warum sollte ich uns verraten für ein paar Schwache Möchtegernkrieger? Ich betonte das "uns", für mich war die Revenge Unit mein Clan.

Ich sah Devil an, senkte dann jedoch meinen Kopf. Sie war meine wahre Führerin. Ich wollte gerade Antworten, als sie sagte, ich solle gehen. Sie hatte recht, aber die Frage wollte ich noch beantworten. Ja, ich verrate den DonnerClan. Doch du übersiehst die Tatsache, dass ich nicht freiwillig zu ihm gekommen bin sondern als Junges gefunden wurde. Hier bin ich freiwillig, hier gibt es etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Was bringen mir Katzen, die ihre ganze Energie darauf verwenden, alte, Nachtwache Katzen durchzufüttern. Ich beendete meine Erklärung und verließ das alte Gefängnis zum DonnerClan Lager. Ich freute mich schon auf den Kampf. Wir könnten nur gewinnen!

~> DonnerClan Lager

Todes Stille... Nichts regte sich in den eisernen Schatten dieses alten und schon zusammengefallenen Gebäudes. Wieso denn auch? Es war nur das Versteck für die, die kein zuhause hatten. Für die, die den Clans ewige Rache geschworen hatten... Es war das Versteck des Bösens. Und so war es nun Mal in diesem Job, man war leise, diskret und man lies sich nicht blicken, bis der exakte Augenblick kam, an dem man angriff. Wie eine Schlange war das Böse: lautlos wächst sie heran, selbstständig, gefährlich und niemand ahnt was da kommt, bis sie zu groß geworden ist um sie zu stoppen, bis sie zu wild geworden ist, bis es einfach nur zu spät ist. So war es nun eben, es war wie ein nichtgeschriebener Vertrag, den alle akzeptierten, auch wenn es natürlich Übertreiber, die aus reinem Spaß töten, die mit Furcht anderer spielen, die so durchgedreht und unkontrolliert sind, dass sie keine Gefahr mehr sind, sondern einfach nur noch eine wilde Plage, die leicht zu bekämpfen ist. Man verhielt sich lieber distant, man war ruhig und man war unsichtbar. Niemand plant einen Überfall brüllend, hieß es doch immer so schön, nicht? Und nach diesen Lebensprinzipien lebt Never, die nun da, in einer runterbekommenden Zelle lag und die Wand vor sich anstarrte. Sie brachte niemanden aus Spaß um, sie brachte sie um, weil es ihre Pflicht war, weil es ein natürlicher Instinkt ist sich dem Tod zustellen, weil sie so ihrem Ziel etwas näher kam: Pure Kontrolle. Die schafft man nur mit Demut, wenn die niedrigerem Katzenschichten demütig waren und wie kommt man zur Demut? Mit Drohungen... Und die schlimmste Drohung, ist der Tod. Doch man durfte nicht nur damit drohen, man musste hart Konsequenzen ziehen, wenn Drohungen nichts brachten, dann musste man es einfach in Taten umwandeln. Nun gut, genug von der Theorie des Bösens gesprochen, denn nun lag Never da. Sie war eine seltsame Katze, mit einem seltsamen Lebensstil: Sie hatte sich einer Gruppe angeschlossen, die bereit war den ganzen Wald und deren Clans zu stürzen. Sie wollten Blut an ihren Pfoten kleben haben, sie (oder zumindest Never), wollten Rache nehmen... Aber Blut war etwas grausames und sie selbst wusste es... So vieles klebte ja schon an ihr und Tag für Tag machten sich mehr Schuldgefühle in ihr breit. All die Katzen die sie tyrannisiert, gequält und gar umgebracht hatte, war keine leichte Last für sie, doch sie war ein steinharter Brocken. Sie zeigte ihre Gefühle so gut wie nie, denn sie gingen keiner Katzenseele etwas an. Sie sprach auch nicht oft, oder mischte sich unter Katzen. Sie wollte alleine sein die meiste Zeit oder nur in Begleitung von Fade. Jetzt fragt man sich sicher, wer Fade ist. Nun, ich sage es dir geschwind. Ein junger, getigerter Kater. Womöglich um die 14 Monde alt, dessen Familie von Never umgebracht wurde. Sie hatte auch hier keinen Spaß dran, sondern es war Verrat ihrerseits gewesen und so war es ihre Pflicht, sie zur Strecke zu bringen. Doch der Kater kämpfte sich raus und floh, worauf hin sie ihn baldig wieder begegnete und er sich ihr unterwarf. Für sie war das weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes, doch ihr Gewissen plagte sie und so nahm sie ihn unter ihren Bann, um ihn nicht auf sein eigenes Glück ziehen zu lassen. Sie wollte nicht zugeben, dass sie ihn lieber hatte als sie sollte, denn sie hatte niemanden gern. Nicht seitdem tragischem Ende ihres Clanlebens, als die ihr meistgeliebteste Katze einfach genommen wurde. Vor ihren Augen... Einfach umgebracht. So wusste sie, dass desto weniger Katzen sie mochte, desto weniger würde sie leiden, aber vielleicht war Fade sowas wie ein Freund für sie geworden, einer der ihr zwar widerspruchslos gehorchte und sie überallhin folgte, aber trotzdem. Ein Leben ohne Bündnisse, wäre länger.

Die pechschwarzen Augen der cremefarbigen Kätzin blickten frustriert, zornig und traurig zugleich auf die Wand. Hier, wo sie eh keiner beobachtete, lies sie ihren Gefühlen freien Lauf. Sie fuhr ihre langen und spitzen Krallen aus und eine Träne kullerte ihre Wange runter. Wie hatte sie ihn nur verlieren können? Wie hatte sie nicht kämpfen können, um Birkentatze's Leben zu verschonen und dafür ihres zu geben? Sie wetzte ihre Krallen am Felsen und ihr Blick verlor sich in der Ferne. Sie sammelte sich wieder und dafür brauchte sie nur einige, tiefe Atemzüge, dann drehte sie sich um. Es brachte ihr nichts, sich hier selbst zu bemitleiden, es war geschehen und nun war sie hier, umgeben von anderen blutrünstigen Katzen und gefolgt von ihrem Racheinstinkt. So also schritt sie mit einem erhobenen Haupt aus der Zelle in der sie gewesen war und ihr schwarzer Blick wurde hart und sollte jedem zeigen, wie hochrängig sie hier war. Eigentlich war sie die erste Katze gewesen, die auf Devil gestoßen war und sich ihr anschloss. Sie wusste um einiges mehr als viele anderen Katzen hier, sie war älter, erfahrener und hatte mehr Kämpfe ausgefechtet, doch sie unterschätzte keinen und sie vertraute auch keinem. Jeder hier konnte ein Verräter sein, jeder könnte sich als Unruhestifter entpuppen und da glitt ihr Gedanke zu einer Streunerin, die vor Kürze hier gewesen war... Wie hieß sie doch noch gleich... Starbucks, knurrte sie in Gedanken und schaute sich auf den Kratzer am Ende ihres Rumpfes, sie hatte sie Streunerin nicht umgebracht, weil sie keinen Grund dafür hatte, doch das nächste Mal wo sie sich treffen mochten, würde es einen erbitterten Kampf geben, dass schwor sie sich.

Ihr Blick glitt beim Haupteingang umher. Katzen knurrten hier und da, einige fletschten womöglich die Zähne, andere lagen nur dumm da... Sie wusste es nicht. Sie sah nur wie Devil's Schweif im Eingang verschwand und sie konnte sich vorstellen, wo sie hinging. Mit Clankatzen Probleme suchen mochte sie wohl doch am liebsten. Sie hatte mit keiner anderen Katze Blickkontakt, sie sollte wissen, dass sie ihr unterlegen war und so bewies sie es auch. Sie behandelten stets keinen wie sie eine Katze ihres Niveau behandeln würde, noch nicht einmal ganz Devil, von der sie eigentlich keinen guten Gedanken hängte. In ihren Augen war Devil eine verwundete kleine Kätzin, die von ihrer Mutter eben nicht gut genug verwöhnt wurde und deswegen sich irgendwie zu rechtfertigen versuchte. Dazu dachte sie noch, sie sei die gefährlichste und klügste Katze im ganzen Wald. So eingebildet und naiv kann auch nur sie sein, dachte sie eiskalt und nun suchte sie nach dem getigerten Kater, den sie recht fürsorglich unter ihre Befehle geholt hatte und sie hoffte ihn bald zu erblicken! denn sie hatte nur wenig Geduld und er wusste, er hatte sich stets in ihrer Nähe aufzuhalten. Wo steckt bloß wieder dieses mäusehirnige Wesen?! Er fängt sich gleich was ein wenn er nicht gleich auftaucht! Und so meinte sie es auch, sie hatte Fade schon mehrmals ordentlich angeschnauzt und auch leicht zugerichtet, denn auch wenn sie ihn gern hatte, hatte er ihren Wünschen und Befehlen noch immer Folge zu leisten, bis sie sich entschied, ihn von seiner Treue ihr gegenüber zu entbehren. Und sie war sich eines sicher, sie würde nicht nach ihm schreien. Er war nicht ihr Hund!