Das Waldstück

Ich sprintete, Nein ich flog förmlich durch den Wald. Ich nahm alles nur verschwommen wahr. Mein Gesichtsausdruck war wutverzerrt und furchteinflößend. Wenn mich so jemand normales sehen würde würde er Angst bekommen. Und genau das wollte ich nie. Den Leuten Angst machen. Aber trotzdem tat ich es. Ich war einigen Katzen unheimlich. Manche hielten mich gar für psychisch labil, gefährlich, unberechenbar und unkontrollierbar. Diejenigen trauten mir alles zu. Mein Gesicht verzog sich noch mehr. Ich schnappte in der Luft und fauchte tief. Es war allein ihre Schuld! Die Schuld meiner eigenen Familie. Ich wusste nie wie es war glücklich zu sein, geschätzt zu werden, wie es war jemanden stolz zu machen. Trauerschleier war diejenige die mich das Leben und meine Farbe zu lieben lehrte. Aber dann starb sie. Und das war ebenfalls ihre Schuld. Die Schuld meiner eigenen Familie. Meine eigene Familie hatte mich zu diesem emotionslosen Monster gemacht. Aber Nein - ich war nicht emotionslos. Ich hatte Gefühle. Trauer. Schmerz. Wut. Hass. Verachtung. Reue. Aber es gibt auch ein gutes Gefühl. Ein einziges, wie ein schwaches Licht. Aber es wird von Tag zu Tag größer. Ich spüre Hoffnung. Hoffnung, das ich mich ändern kann, meinen wahren Charakter Finden kann. Hoffnung, das ich mein böses ich besiegen kann. Hoffnung, das ich ich selbst werde. Ich habe auch einen Wunsch. Das ich die Erinnerungen an früher nie verliere. Ja, es waren schlimme Zeiten, dir schlimmsten meines Lebens. Aber die kleinen Lichtblicke in diesen Zeiten brachten mich mit Hilfe von Trauerschleier dazu Hoffnung zu spüren. Ich war inzwischen langsamer geworden. Das Adrenalin zog sich langsam zurück und die Wut wurde kleiner. Aber die Wut verschwand nie ganz, das wusste ich. Ich stoppte und sah mich um. Ich befand mich an einem kleinen See. "Hier war ich schonmal..." murmelte ich nachdenklich und trat ans Wasser heran. Ich sah einen großen schwarzen Kater mit mittellangem Fell. Ich schloss die Augen um mich zu erinnern, als ich mit Trauerschleier hier war.

Ich sehe Einen kleiner schwarzer Kater, er sitzt weinend am See. Ich wusste das ich es war. Plötzlich trat von hinten aus dem Wald eine größere Kätzin mit grauen Fell und schwarzen Augen hervor. Sie setzte sich zu dem Kater. "Schattenpfote, warum weinst du?" fragte sie besorgt. Der Kater schien zu überlegen ob er antworten sollte. "Sie haben es gesagt oder?" sagte der Kater mit gebrechlicher Stimme. "ja." sagte Trauerschleier. Der Kater schaute auf den Boden und setzte zum Sprechen an, er wollte sich entschuldigen. "Ist schon okey! Ich hab früher auch mal eine Maus gegessen und sie nicht zum Lager gebracht! Wir gehen jetzt jagen und arbeiten den Fehler ab ja?" meinte sie lächelnd und ging vor. Unsicher aber immer schneller und entschlossener folgte der Kater ihr.

Die Szene verblasste wieder. Ach dieser See. ich lächelte. Ein wenig schmerzhaft, ja, aber ich lächelte. Ich war fast schon ein wenig stolz Auf mich. Also darauf das ich lächelte. Der Mond schien hell auf mich herab und ich lief wieder ein wenig weiter in Richtung Zweibeinerort. Ich wollte nicht morgen den ganzen Weg zurücklegen. Ein leises Gähnen entfuhr mir. Ich kletterte auf einen Baum und sah nicht weit entfernt ein Eichhörnchen vorbeihuschen. Ich folgte ihm und sprang demTier von Baum zu Baum hinterher bis ich es mit einem letzten Satz erwischte und am Schwanz festhielt. Mit einer schnellen Handbewegung brach ich dem Tier das Genick und bohrte meine Zähne ist das saftige Fleisch. Perfekt. Ich aß die Hälfte des Eichhörnchens auf, die andere ließ ich mir übrig. Ich wollte hier draußen schlafen und wenn ich dann morgens aufwachte hätte ich noch was zum fressen da. Zufrieden kehrte ich wieder zu dergroßen Buche auf der ich vorhin saß zurück. Ich legte das Eichhörnchen auf einen Ast etwas weiter entfernt von meinem Schlafast und betrachtete dann den dicken Ast auf dem ich saß. Eine Kerbe war darin, perfekt für ein Nest. Ichsprang zurück auf den Boden. Mein Blick suchte etas und fand es auch schnell. Ichrupfte mit dem Maul ein paar Büschel Farnheraus ud kletterte wieder den Baum hinauf. Ich polsterte mein Nest aus, aber legte mich noch nicht hin. Es war eine sehr stille Nacht. Sternenklar und einsam, so wie ich es mochte. Ich atmetedie Waldluft ein. Sie wirkte beruhigend auf mich. Ich schloss die Augen und genoss kurz den Moment der Stille. Der leichte Frost verzierte die Welt ein wenig und im Mondlicht funkelte dadurch alles ein bisschen silbern. Es war kalt. ABer das machte mir nichts aus. Im Gegenteil, ich mochte es sogar. Hitze war mir nicht lieb, aber Kälte schon. Ich liebte den Schnee. Er verband mich mit Erinnerungen.

Der Kater ist inzwischen etwas größer geworden. Fast schon war er so groß wie die graue Kätzin die neben ihm rannte. Die zwei leifen durch eine beschneite Gegend, die Flockenfielen still und leise vom Himmel. Eiszapfen hingen von den Ästen der weißen Bäume. Sie rannten an einem zugfrorenem See vorbei. ein Lachen ertönte. Ein freies, wunderschönes, unbeschwertes Lachen. Eskam von dem Kater. Schnee war von einem Ast auf dier graue Katze gefallen und nun schaute sieein wenig verwirrt auseinem Schneehaufen heraus. Sie stieg heraus und befreite sich langsam vom Schnee. Dann schüttelte sie sich und streckte dem Kater gespielt beleidigt die Zunge raus, was in noch mehr zum Lachen brachte.

Schnee ist wundervoll. Das war meine Meinung zu Schnee, Kälte. Eis und allem was damitzu tun hatte. Meine Vergangenheit war vielleicht düster und grausam, aber es gab auch Momente die ichzu schätzen und zu lieben wusste. Und die ich nie vergessen werde. Denn solche Momente schenkten mir damals Hoffnung auf ein besseres Leben, auf Änderung und auf Neuanfang. Diese Momente machte mich zu einem besserem Menschen. Wennich ganz früher vielleicht mal kaltblütig und mörderisch war, so ist das heute nur noch ein bisschen Teil von mir. Ich legte mich in mein Nest und schaute hinauf in den Sternenhimmel. Langsam schloss ich meine Augen und glitt in einen traumlosen Schlaf. Ich träumte selten.