FlussClan-WindClan

Mit hängendem Kopf tappte die Schülerin zu der Grenze. Heute war eindeutig nicht ihr Tag und das zeigte sie nur mehr als deutlich. Ihre Schultern hingen ebenfalls nach unten und ihr Schweif schleifte sie durch den Schlamm. Ihr war es egal, wie dreckig er werden würde. Sie könnte ja zur Not noch schwimmen gehen. Er war weg und sie hier. Warum hatte er nichts gesagt? Sie jammerte im stillen vor sich hin und war eigentlich glücklich, dass noch niemand ihre missliche Lage mit dem Liebeskummer bemerkt hatte. Das war ja auch etwas schlimmes. Sie nahm sofort den Geruch von Echosplitter in der Nähe der Grenze auf. Doch sie straffte ihre Schultern nicht und tat nicht starl. Ihr war nicht danach. Zwar war er schon seit einiger Zeit weg, aber sie konnte es nicht überwinden. Sie konnte es sich ja nicht selbst einmal erklären. Als er noch da gewesen war, hatte sie sich selber immer eingeredet ihn nicht zu lieben. Aber diese Tatsache war unumgänglich, seit er weg war. Sie hatte sich verliebt und dabei war sie gerade mal Schülerin. An sich war da ja nichts falsches, es kam ihr nur falsch vor. Auch wenn sie Jungen oder so liebte, das hatte Zeit bis sie Kriegerin war. Auch ihre Mentorin hatte bis jetzt nichts gemerkt, denn sie kümmerte sich ja so gut wie gar nicht um die gestreifte Kätzin. Sie fühlte sich irgendwie ausgestoßen. Sie folgte weiter Echosplitter Geruch und bemerkte nicht, wie sie schon in deren Blickfeld geraten ist. Noch immer schleifte ihr Schweif auf dem Boden, als sie es aber bemerkte, durchging sie etwas wie ein Blitz. Sie straffte ihre Schultern, hob den Schweif wenigstens halbwegs an und hob ihren Kopf. Nein, niemand sollte je von ihrem Liebeskummer erfahren. Es gab doch noch genug andere Kater im Clan. Ihr Pelz war leicht verschmutzt geworden und versucht Haltung zu bewahren stand sie schlussendlich Echosplitter gegenüber.

Die gestreifte Schülerin stand vor Echosplitter. Ihr Blick ließ sich nicht ergründen, doch in ihrem innersten wollte Wespenpfote das gar nicht. Sie fand es fast schon gruselig, wenn andere Katzen ihre Gefühle errieten, nur weil sie ihr einmal in die Augen gesehen hatten. Die Schülerin sah in den Augen nichts, die Farbe vielleicht, aber keine Gefühle. Sie legte kurz den Kopf schief, als dann auch die Kriegerin schon fragte, ob sie bereit sei. Immer doch, antwortete sie und klang dabei sogar etwas freundlicher. Insgeheim hoffte sie Echosplitter hätte ihre Haltung von vor ein paar Herzschlägen nicht bemerkt, aber diese Wahrscheinlichkeit war ziemlich gering. Schließlich hatte sie keine Deckung mehr gehabt und die Kriegerin so ungehinderten Blick auf sie. Es war ernüchternd, sie würde dann auf Garantie mit Teichschimmer, ihrer Mentorin, reden. Ja, nicht einmal diese wusste von Wespenpfotes Liebeskummer. Es war zu grausam. Wenn das dann auch noch im Clan herum kommen würde. Das konnte sie sich nicht vorstellen. Vielleicht hatte ja der ein oder andere bemerkt, dass sie sich gut mit Blaukralle verstand, aber sie hatten ja keine Beziehung gehabt oder ähnliches. Dann hätte es bestimmt wer gemerkt. Sie hatte nicht versucht, ihre Freundschaft mit dem Krieger zu vertuschen, aber weiteres gab es da ja auch nicht. Beziehungsweise hatte es da nicht gegeben. Sie ging an Echosplitter vorbei, drehte den Kopf über die Schulter in Richtung der Kriegerin: In welche Richtung gehen wir ab und wo wollen wir dann jagen gehen? Sie wollte nicht respektlos erscheinen, das hatte sie im Lager schon, also wartete sie jetzt. Echosplitter führte ja immer noch die Patrouille an, auch wenn sich die Schülerin insgeheim wünschte, sie könnte sie anführen. Sie wollte so etwas lernen, doch darauf musste sie ja wohl oder übel noch zwei Monde warten. Ungefähr, bis sie Kriegerin werden würde.

Die Schülerin bemerkte natürlich, wie Echosplitter die Ohren anlegte und fühlte sich schlecht. Sie hatte doch nicht respektlos erscheinen wollen, sie wollte bloß etwas lernen, was man als Schülerin eben nicht beigebracht bekam. Man bekam nicht gelehrt, wie es sich anfühlte Verantwortung zu tragen. Meistens wurde man umsorgt, hatte kaum Leid zu spüren. Auch wenn das bei vielen nicht der Fall war. Oft genug starben Katzen und manchmal aus so sinnlosen Gründen. Warum lehrte man Schüler nur passiv zu sein, anstatt aktiv im Clanleben mitzuwirken. Ja, sie jagten und kämpften auch, aber sie hatten kein Entscheidungsrecht, obwohl sie auch Katzen waren. Jünger, keine Frage, aber wenn man alles vorgeschrieben bekam wurde man stumpf. Man arbeitete nur noch nach den Befehlen der anderen und im Endeffekt hatte man kaum Zeit für das eigene Leben. Man wurde mit Regeln eingegrenzt und wenn man Freizeit hatte, hatten die anderen Schüler keine. Das war problematisch. Warum hatten Schüler weniger Mitsprachrecht? Sie mussten zwar lernen, aber wächst man nicht mit dem, was man macht? Auch wenn es scheiße ist, man wird so oder so auf die Nase fliegen. Etwas ungerecht, fand Minzblut. Die alten verharrten stur auf ihre Erfahrung, aber Zeiten änderten sich natürlich. Mit einem seufzen folgte sie Echosplitter und hoffte, dass die Kriegerin sie nicht auf vorhin ansprechen würde oder mit Teichschimmer. Das wäre ja fast noch schlimmer. Doch sie trottete einfach Echosplitter hinterher. Ja, Wespenpfote war loyal, aber wie fast jede junge Katze stellte sie die Gesetzte in Frage und warum man sie nicht machen ließ.

cf: WiC-Lager

Während er durch das Territorium des WindClans lief, merkte er gar nicht, wie spät es bereits war. Oh nein, schon Sonnenhoch! Ich muss mich beeilen! Der zweite Anführer legte einen Zahn zu und rannte zur FlussClan-Grenze. Als er dort ankam, sah er gerade Katzen verschwinden. Es waren wohl FlussClan-Katzen gewesen. Das bestätigte ihm der starke Fischgeruch am Rand der Grenze. Allerdings sah es nicht so aus, als hätten die Grenze übertreten, worüber er ziemlich froh war. Der Kater erneuerte die Duftmarkiereung und sah sich um. Von Felsenkralle und Giftblüte war keine Spur. Auf diese Krieger ist wirklich kein Verlass mehr! Sich erst für eine Patroullie melden und dann nicht kommen!, dachte er leicht verärgert. Doch es half ja nichts. Der zweite Anführer sah sich um, um nach Beute zu suchen.

Plötzlich vernahm der Kater Schritte. Instinktiv dachte er an ein Kaninchen, da er nach Beute suchte. Doch nach wenigen Herzschlägen fiel ihm auf, dass es eine Katze sein musste. Aufmerksam sah er sich um und bemerkte Giftblüte. Ah, da bist du ja. Na immerhin bist du gekommen., murmelte er und bemühte sich, nicht allzu vorwurfsvoll zu klingen. Er war schließlich auch gerade eben erst gekommen. Doch nicht so unzuverlässig, wie ich dachte. Fragt sich nur, wo Felsenkralle bleibt. Auf einmal hörte er wieder Pfotenschritte. Doch dieses Mal war es keine Katze. Ein Sprung - und das Kaninchen baumelte zwischen seinen Zähnen. Er vergrub die Frischbeute und wandte sich an Giftblüte. An der Grenze scheint alles in Ordnung zu sein. Du solltest auch jagen, da wir nun weniger Krieger haben, müssen wir mehr erwischen.

Guter Fang!, miaute er der Kriegerin anerkennend zu. Dann drehte er sich wieder um und begann weiter nach Beute zu suchen. Wenn hier zwei Kaninchen waren ist hier vielleicht auch noch ein Drittes... Und tatsächlich, nach einiger Zeit hüpfte ein verwirrtes, kleineres Kaninchen aus einem Loch heraus und rannte direkt auf den zweiten Anführer zu. Dieser sprang schon los, aber das Beutetier machte kehrt und hetzte auf Giftblüte zu, Greifengold lief hinterher. Schnell, Giftblüte!, rief er der Kriegerin keuchend zu. Vielleicht schaffte sie es ja, das Langohr von der anderen Seite aus zu erwischen.

Die Kriegerin hatte gerade ihr Kaninchen verscharrt, was durch den aufgeweichten Boden zum Glück recht schnell ging, als sie einen Schrei hörte. Es war Greifengold gewesen und sie sah auch das Kaninchen schon auf sich zurennen. Hatte sie es echt nicht bemerkt? Doch Giftblüte wunderte sich nicht lange, duckte sich und sprang, als das Kaninchen an ihr vorbei hetzen wollte. Man musste immer etwas eher springen, da diese Beutetiere extrem flink waren. Doch Giftblüte war schneller. Si erwischte es, allerdings nur halb. Es wand sich aus ihrem Griff, bevor sie zubeißen konnte. Doch leider rannte es nicht zu Greifengold. Sie rannte hinterher und holte das Kaninchen ein. Sie war eben eine der schnellsten Kriegerinnen des Windclanes. Darüber freute sie sich. Sie schnitt dem Kaninchen vor dem Loch den Weg ab. Zum Glück hatte sie den Eingang schon vorhin bemerkt. Das Kaninchen schlug hacken, doch sie wusste, dass das nur ein Trick war. Sie rannte gerade aus und sparte sich ihre Kraft auf. Dann war sie nah genug und rannte noch schneller. Mit einem Sprung landete sie auf dem Kaninchen und obwohl es sich kräftig wehrte hatte sie es fast sofort erledigt. Die Krallen des Tieres hatten sich in ihrem zotteligem Pelz verhangen, so hatte sie auch gleichzeitig keine Kratzer abbekommen. Sie hatte schon einmal von einer Geschichte gehört, wo ein Krieger aus einem anderen Clan sein Augenlicht wegen einem Kaninchen verloren hatte. Tragische Geschichte, aber insgeheim fragte sie sich, wie man so doof sein konnte. Man bekam doch gleich beigebracht, dass Kaninchenkrallen trotz allem nicht ganz ohne waren. Sie schaute sich noch einmal um, das Beutetier im Maul baumelnd, entdeckte aber kein weiteres. Sie ging zurück zu Greifengold und obwohl sie einen richtigen Sprint gemacht hatte war sie kaum geschafft. Bei ihm angekommen ließ sie das Kaninchen fangen und legte ihren Kopf leicht schief. Gehen wir jetzt zurück? fragte sie. Schließlich hatten sie schon drei Kaninchen, was eine sehr gute Ausbeute war.

Beeindruckt sah der zweite Anführer Giftblüte dabei zu, wie sie das Kaninchen fing. Alle Achtung, du bist wirklich schnell und eine gute Jägerin., meinte er anerkennend. Ui, die ist ja viel besser als ich... Peinlich! Aber nur weil ich zweiter Anführer bin, muss ich ja noch lange nicht der beste Jäger sein, oder? Die Kriegerin fragte, ob sie nun zurück gehen würden. Ja, ich denke wir haben genug Beute. Lass uns gehen., miaute er und machte sich auf den Weg. Als er beim Gehen mit den Pfoten leicht einsank und den kühlen Matsch unter seinen Pfoten fühlte, verzpg er angewidert das Gesicht. Blöder Regen, nun ist hier alles matschig und man kann nicht so gut jagen! Hoffentlich trocknet das bald...

---> WiC-Lager

Die rote Kriegerin tappte vorsichtig hinter Greifengold hinterher, als er zum Lager zurück ging. Sie nahm die restlichen beien Kaninchen, was nicht einmal ganz so einfach war, auch wenn das eine etwas jünger aussah. Auch sie versuchte das Gesicht nicht angewiedert zu verziehen, sonst würden die Kaninchen ihr aus dem Maul fallen. Dieser matschige Boden war aber auch nicht wirklich schön. Beim jagen blendete sie solche Dinge so gut es ging immer aus, allerdings jagten sie ja jetzt nicht mehr. Auch hatten sie Glück gehabt, dass das besser werdende Wetter so viele Kaninchen heraus gelockt hatte. Sie blickte auf einer Anhöhe noch einmal zur Grenze zurück. Keine Katzen vom Flussclan waren zu sehen, leider auch keine Kaninchen mehr. Falls es dort noch welche gab hatten die sicherlich die Gefahr bemerkt und sich verkrochen. Giftblüte war sich da ziemlich sicher und weiter stapfte sie dem zweiten Anführer hinterher. Jetzt spürte sie doch eine gewisse Kraftlosigkeit. Doch ihr war das egal und sie ging einfach weiter. Sie wusste, dass sie etwas schneller als Greifengold war. Sie war zwar nicht die beste Jägerin, aber dafür glich sie das mit ihrer Schnelligkeit aus. Der Matsch zog ihre Füße immer wieder zu sich und bei fast jedem Schritt hörte man ein unangenehmes Schmatzen. Sie freute sich schon auf das Lager, wo der Boden so festgetreten war, dass er kaum Schaden vom Regen genommen hatte. Außerdem könnte sie dort ihren zotteligen Pelz putzen, auch wenn das nicht gerade einfach werden würde. Der Matsch war sicherlich auch schon an ihrem Bauch und dort kam sie meistens schlecht hin. Da würde sie sich Hilfe holen müssen. Da kam sie sich immer total komisch vor. Aber ihre langen Beine waren ihr da einfach meistens im Weg. Sie würde es trotzdem erstmal alleine versuchen.
--->WiC-Lager