Baumgeviert

Ich trat auf die Lichtung. Ohne die vielen Katzen wirkte sie irgendwie leer und verlassen, irgendwie unwirklich. In meinen Erinnerungen gab es diesen Ort nur voller Leben. Die Stille fühlte sich falsch an, doch das interessierte mich nicht mehr, als ich den Geruch von FlussClan wahrnahm. In Sekundenbruchteilen hatte ich die Katze als Silberfluss erkannt und stürmte in die Richtung, aus der der Geruch kam. Sofort erblickte ich ihren silbergrauen Körper, obwohl es schon fast dunkel war. Sie hatte ein Eichhörnchen gefangen. Ich ging zu ihr hin und wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte, so lange hatte ich sie nicht gesehen! Silberfluss... Ich dachte, ich müsste noch bis zur nächsten großen Versammlung warten, bis ich dich sehen kann! sagte ich leise! als hätte ich Angst, das jemand mich hören würde, was auch stimmte. Aber natürlich war da niemand, außer ein paar Vögeln, die noch leise zwitscherten.

Die grau getigerte Kätzin blickte Nebel noch immer wachsam an, aber ihr Blick wurde weicher. Sie hörte ihr aufmerksam zu und war dankbar, auch ihre Namen jetzt zu wissen. Dean klang in ihren Ohren wie ein englischer Name, also so wie ihrer. Nebel im Gegensatz war ganz klar Deutsch, wie die meisten Namen. Die Frage war, wie sie das wusste... naja, die Zeit die sie in der Großstadt verbracht hatte, war für sie eine Zeit der Beobachtung und des Lernens. So hatten zwar alle Katzen die gleiche Sprache beim Reden, aber je nach Namen, hatten alle andere Akzente gehabt. Ihre Erinnerung wanderte kurz zu einem jungen Kater, den sie in der Streunergruppe kennen gelernt hatte, Piccolo hieß er und er war ein wahrhaftig witziger und romantischer Kater und noch dazu, sprach er mit einem italienischen Akzent, deswegen auch seine Bon Giornos am Morgen und seine Pregos, die soviel hießen wie Bitte... Sie wurde aus den Gedanken gerissen, als sie Nebels Kommentar hörte über ihr jetziges nett sein.  Hat wohl meinen Blick bemerkt... Sie scheint flott drauf zu sein und ihre Körperhaltung scheint locker. Sie sieht auch nicht wirklich bedrohlich aus und sie scheint keine Gefahr für mich dar zustellen. Dean glaube ich wird mich auch nicht angreifen, da Nebel ja gemeint hat, dass er eher flirten würde. Hm, diese zwei sind oke. Die Frage ist nur... Und diese zwei Clankatzen? Starbucks blickte zu den anderen zwei Clankatzen, während ihre Körper haltung allmählich auch lockerer wurde. Sie war nicht auf einen Kampf aus, mit niemanden, so hoffte sie, dass sie keine Agresivität erregen würde, wenn sie wieder etwas eher scherzhaftes von sich gab. Naja, musst dich nicht mit Hauskatzen anlegen, wenn du hier einen ganzen Wald voller Fellbällen hast. Und auf ihrem Gesicht spiegelte sich ein warmes Lächeln... Es war schön, ohne Zweifel, denn ihre Augen leuchteten leicht dabei, ihr Mund verzog sich zu einer leichten Kurve und etwas magisches lag in ihrem Gesicht. Positivität oder etwas der Gleichen, aber wollen wir Mal nicht übertreiben. Ehrlich gesagt, hab ich nichts gegen Clankatzen, ich finde sie nur allzu interesant, aber manchmal kommt es mir so vor, als hätten sie vergessen das sie auch nur Katzen sind und keine Götter. Sie war nie besonders gut im Unterhaltungen anfangen, aber wenn sie erstmal den Faden hatte, verzauberte sie einen mit ihren Wörter.
Langsam hatte sich die Atmosphäre beruhigt. Eine leichte Brise kam vom Moor her und füllte die Luft mit einem späten Nachmittagduft... Troz der Ruhe, saß die Getigerte noch immer mit zusammen gerollten Schwanz aufrecht da und sah nicht besonders locker da, aber sie befand sich gerade gewissermaßen im Mittelpunkt als allein stehende und insgeheim betete sie, das sie vor Sonnenuntergang die Konversation hier beendete und sie ein bisschen im SchattenClanterritorium streunen konnte, wo sie in letzter Zeit öfters gewesen war, weil sie den Kiefernwald liebte und die Frische dort... Ganz zu schweigen vom Geruch, der immer so in ihrer Nase piekste. Sie konnte nicht verstehen wieso die anderen Clans immer meinten, dass der SchattenClan stank. Er hatte einfach einen einzigartigen Geruch.

Die Streunerin blickte zu Dean. Sie hatte bemerkt, wie er gedankenverloren seinen Kram machte und sie selber wurde wieder etwas wachsamer. Es hatte so ausgesehen, als hätte er sich einen Kampf kurz überlegt, es doch dann absausen hat lassen... Sie war leicht unsicher und dennoch wollte sie es sich nicht anmerken lassen. Gelassen versuchte sie den Kater zu mustern, er sah kräftig aus und als er sich dichter an Nebel quetschte, war es gut möglich, dass er einen Schutzinstinkt besaß gegenüber seiner Gefährtin. Leicht beneidete sie die zwei Katzen, denn sie hatte schon viel von der Liebe gehört und womöglich auch schon ihre Gefühle drin verwickelt, auch wenn dieses Gefühl recht unlogisch war und das störte sie leicht. Lieben ähnelt sich dem Blind sein, man weiß nicht was auf einen zustoßen kann, bis es passiert ist. Man kann es nicht vorher sehen, man kann sich nicht wehren, man kann nur dumm warten und es einfach geschehen lassen. Es ist völlig unlogisch, wie eine Katze solche Gefühle für eine andere Katze entwickeln kann, so als wäre ihre Anziehungskraft nicht mehr an die Erde sondern an den anderen.... Sie fand es zwar unlogisch und störend, doch es war das einzige Unlogische, was sie sich wünschte. Eine große Liebe. Aber Gefühlsduseleien beiseite, denn der Kater hatte ihr eine Frage gestellt und sie hatte vor, sie zu beantworten, auch wenn es nicht viel zu beantworten gab. Was ich hier mach? Gute Frage, vielleicht fliehe ich. Vielleicht suche ich etwas. Vielleicht weiß ich nicht was ich hier mache... Ich bin eine Streunerin, es gibt für mich keine Gründe irgendwo bestimmtes zu sein, denn meine Natur ist es, da zu sein wo ich gerade möchte und ob es dann einen Grund dafür gibt oder nicht, spielt dann keine Rolle mehr. Sie sprach wie immer, mit dieser für sie typischen Stimme und sie fügte noch kurz etwas hinzu. Ich glaube, du weist was ich meine. Denn er war auch ein Streuner oder zumindest schien er einer zu sein, denn keine Clankatze würde sich Dean nennen und so riechen, und keine Hauskatze würde so schlank und kräftig aussehen. Sie sollte nun fragen, was sie zwei hier machten, doch sie schien es nicht wirklich für angebracht, denn sie waren ja auch Streuner, es gab keine Gründe dafür ob sie nun hier waren oder am Ende der Welt, denn sie hatten nun Mal kein festes Zuhause und ihr Leben war pures streunen.... So war das nunmal in einem Streunerleben und diesmal dachte sie verträumt an ein Clanleben, umgeben von anderen Katzen. Die meisten waren treu, waren freundlich und würden für einen das Leben opfern. Der Clan war reine Organisation, und nicht nur dank des Anführers sondern Dank jeder einzelnen Katze. Das Leben war nie langweilig, weil man es mit anderen teilte und wenn irgendwann mal die Zeit gekommen war, ins Land der Tote zu reisen, dann machte man es mit Bewunderung, die man von den anderen bekam, für all das was man geleistet hat...

Sie musste leicht belustig lächeln. Sie kannte wenig Katzen, die sich für ihre leicht dumme oder ihre etwas fehlerhaften Ideen oder Meinungen entschuldigten und so fand sie es nun aller liebst, dass dieser Kater hier es machte. Er schien nicht wirklich ein Machotyp zu sein oder irgendwie gefährlich, denn er erinnerte sich noch nicht ein Mal an ihren Namen. Und so war nun ihre Körperhaltung doch ruhig und gelassen, denn diese zwei hatten nun bewiesen, dass sie keine Gefahr waren, auch wenn ihr Blick flüchtig zu den beiden clankatzen wanderte. Diese zwei werden entweder gar nicht merken dass ich da war, oder sie werden hoffentlich auch nicht feindselig sein, wenn schon, glaube ich, hab ich diese beiden Streuner auf meiner Seite. Denn sie kannte diese flüchtigen Bündnisse, bei denen es nur um eines ging: Lebend wieder davon zu kommen. Diese zwei würden ihr wohl hoffentlich in einer Gefahrensituation auch aus der Patsche helfen und wenn nicht, sie wusste eigentlich, dass sie nicht nutzlos war und gekonnt im Kampf, also sollte es auch alleine nicht schlecht für sie stehen. Sie leckte sich kurz über eine Pfote und damit fuhr sie sich über das rechte Ohr, in der Hoffnung, es zu säubern. Das gleiche Tat sie mit dem anderen Ohr und dann wand sie sich wieder an den Kater. Ist nicht schlimm, ist vielleicht auch ein etwas langer Name. Ich heiße Starbucks, soweit ich weiß, steht Star für Stern und Bucks anscheinend für Do- ... Und sie brach kurz ab. Die Katzen würden wahrscheinlich eh nicht wissen was Dollar war oder was Geld war, also nahm sie das zweite Wort. Tut mir leid, hab mich verwechselt. Bückst steht für Rammler, also würde es womöglich Sternenrammler heißen.... Wirklich doofer Name hab ich da erwischt. Aber eigentlich liebte sie ihren Namen, er klang fantastisch. Deswegen lieber Starbucks. Kannst mich aber auch einfach nur Star oder Stucks nennen, wie du es lieber hast. Und sie wagte wieder ein Lächeln.

Die zwei Katzen saßen dicht bei einander, als wollten sie zu verstehen geben, dass sie ein Team waren. Nichts und niemand durfte den anderen verletzen, solang sie neben einander standen. Der eine beschützte den anderen. Irgendwie so war damals auch die Streunergruppe oder auch der Clan, keiner war ausgeliefert solang es einen anderen gab der mit dir war. Sie hatte gerade wieder verträumt auf den Boden geblickt, das war einfach nur so typisch an Starbucks, denn wenn sie in Gedanken versunken war (was nur all zu oft passiert), dann bekam sie nicht besonders viel mit von der Aussenwelt, nur die leichte Brise die durch ihren Pelz drang und die sich dann an ihr klammerte, die Geräusche des Waldes die in ihr Ohr drangen, als wären sie weit entfernt und die letzten Sonnenstrahlen, von der immer weiter untergehenden Sonne... Doch die Stimme der ihr Gegenüberliegende zog sie wieder aus ihrer kleinen Welt. Starbucks konnte sich ein belustiges Schnurren nicht verkneifen. Das kannst du laut sagen, Sternenrammler ist nicht wirklich der tollste Namen. Dabei finde ich, hört sich Starbucks nicht allzu schlecht an, nicht? Sie blickte Nebel direkt in die Augen, in diese eisblauen Augen. Irgendwie fand Starbucks sie ausdruckslos, sie verrieten nicht so viel von ihr und ihr Wesen, wie ihre eigenen es stets machten. Nun, mit dem Blickkontakt hoffte sie klar zu machen, das hier nur friedliche Absichten im Spiel waren. Es war unnötig hier einen Kampf an zuzeteln, umgeben von fremden Clankatzen,  die jeden Moment einfach hier aufkreuzen könnten in einer ihrer Patrouillen... Man mochte sich bitte unauffälig und nett verhalten, um die Gastfreundschaft des Waldes nicht zu missachten und unverseht wieder herraus zu kommen. Um sicher zu gehen, dass dies auch klar blieb, miaute sie: Ich bin nicht hier her gekommen um zu kämpfen. Ich kämpfe zwar gerne, aber einen Kampf an zuzetteln ohne einen Grund ist mäusehirnig. Nicht nur weil man danach einfach nur inakzeptabel aussieht, sondern weil wir uns hier auf einem Territorium befinden was nicht unser ist. Jeden moment könnten wir in einen zweiten Kampf verwickelt sein und wenn ich ehrlich bin, spare ich meine Kraft lieber für die Clankatzen auf als für einen Streuner, den ich fast für einen Kumpanen halten könnte. Ihre Stimme klang vernünftig und bewirkend und sie blinzelte den beiden freundlich zu. Plötzlich knurrte ihr Magen, ja, sie hatte leichten Hunger, aber wie sollte sie nur etwas zu essen finden, bei ihren schlechten Jagdkünsten? Sie wusste selbst nicht wie sie so eine kräftige une elegante Figur hatte, bei dem wenigen Fressen das sie eigentlich zu sich nahm.... Sie würde später jagen gehen, in der Nacht, wenn die Clankatzen aie nicht sahen und die Beute auch nicht, das war das vernünftigste, meinte sie.