Der Brunnen

<- altes Gefängnis

Ich war den Weg zum Brunnen schon fast gerannt da ich merkte das Leyla viel weiter vorne war. Ich stand nun am Rand des Brunnenplatzes und sah Leyla wartend da sitzen. Der Mond stand hoch und ließ ihr Fell leicht silbern wirken, der schwarze Teil wirkte im Gegensatz dazu eher düster. Sie wirkte zart und zerbrechlich, fast elfenhaft sah sie aus. Ich liebte sie, und das wurde mir immer mehr bewusst. Ich könnte mir nicht vorstellen ohne sie zu Leben. Langsam fragte ich mich wirklich wie ich jemals gelebt haben könnte. Ich fühlte mich nie so lebendig. Das erste mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl frei zu sein, fliegen zu können. Ich könnte gerade alles erreichen, alles für sie erreichen. Es war ein neues Gefühl, aber ein schönes Gefühl. Ich lief langsam zu ihr und setzte mich zu ihr auf den Brunnenrand. Sofort umhüllte mich ihr wundervoller Geruch. Ihr Geruch erinnerte mich ein wneig an den Wald. Ich spürte ihr warmes Fell an meinem Körper und mein Herz pochte so laut das ich glaubte man könne es hören. Mir war warm und kalt zugleich. Mein Körper kribbelte da wo sie mich berührte. Ein angenehmer Schauer lief durch meinen Körper. Ich lächelte. Ich wusste früher nie was Liebe ist, ich habe auch nicht sonderlich viel davon zu spüren bekommen. Meine Familie starb und ich ließ niemanden an mich ran. Ab und zu versuchte mal eine Katze mit mir zu flirten aber ich wieß sie kalt ab. Bei Leyla war ich nicht in der Lage ihr irgend etwas abzuschlagen. Sie faszinierte mich, bezauberte mich. Ich war mir ganz sicher. Ich liebte Leyla.

(noch nachts)
Leyla fragte mich ob ich glaubte das wir die Schlacht gewinnen würden. Darüber hatte ich mir eigentlich nie groß Gedanken gemacht. Für mich gab es keine Schlacht zu gewinnen. Für mich gab es nur die Aufgabe Leyla zu beschützen. Ich war mir nicht sicher ob wir siegen könnten. Wir waren stark, klar, aber die Clans waren ebenfalls mächtig. Leyla beobachtete mich. Ich spürte ihren Blick und mir wurde ganz warm, aber ich sagte nichts. Die Katze meinte das sie glaube der Stern da oben gehöre ihrer Schwester. Und sie sagte das wir irgendwann da oben sein und zu dritt herumtollen. Zu viert. antwortete ich darauf und lehnte mich nochmal näher zu ihr. Ich hob meine Pfote und zeigte auf einen kleineren, aber hellen Stern. Lion. Mein Bruder. Von Clankatzen ermordet. In meiern Stimme schwang Trauer und Wut mit. Ich lächelte aber wieder, wenn auch ein wenig schmerzlich. Und mein Lächeln wich in das Grinsen eines Honigkuchenpferdes als Leyla meinte das sie mich liebte. Ich war froh das sie dazu mutig genug war, ich hatte mich nicht getraut ihr das zu sagen. Aus Angst vor ihrer Reaktion. Ich wusste nicht das sie das gleiche für mich empfindet wie ich für sie. Klar, ich hatte gemerkt das sie mich mochte, aber ich hätte niemals gedacht das sie mich liebte! Ich legte meine Schnauze vorsichtig an Leilas Stirn. Ich dich doch auch. flüsterte ich mit meiern leicht rauchigen Stimme, so das nur sie es hören konnte. Wenn ich früher nicht sicher war ob ich mein Leben für sie geben würde dann war ich das jetzt auf alle Fälle. Ich war bereit für Leyla zu kämpfen, zu bluten und zu sterben. Sie war die Person die ich liebte, es lohnte sich für sie zu kämpfen. Ich schnurrte leise.

Die Sonne stieg stetig höher und es wurde heller. Das Rot wich in orange und bald war das Licht das ganz normale. Die Sonnenstrahlen strahlten auf das Fell meiner Freundin. Sie sah wunderschön aus. Immer. Selbst wenn sie nur drei Beine hätte wäre sie die schönste. Innere Kreativität und Charakterstärke ist das was eine Katze ausmacht. Meine Augen strahlten so wie schon lange nicht mehr. Ich schnurrte summend. Die Katze meinte das es ja vielleicht sogar unsere Jungen wären die da herumtollten, sie sagte sie würde ihre Schwester rächen. Sie meinte das die Schlacht mit jedem Tag näher rückte. Mein Gesichtsausdruck wurde nachdenklicher. Ich wusste das ich sie nie fallen lassen könnte. Ich wusste das ich für sie sterben würde. Ich würde sterben, aber hoffentlich würde sie leben. Denn sie ist ein Lebensinhalt. Sie ist mein Leben. Ich kannte sie nicht lange aber hatte mich Hals über Kopf in sie verliebt. In ihre Art die Pfoten zu überschlagen, ihre Art zu denken, ihre Art zu lieben. Ich würde mich von einer Klippe stürzen wenn sie tot wäre. Versprich mir eins. flüsterte ich. Wenn ich im Kampf sterbe, darfst du nicht die Hoffnung verlieren. du darfst dich nie ändern, höhst du? Du bist eine wunderbare Katze. Bitte, bleib immer wie du bist. Wenn ich da oben bin dann werde ich über dich wachen Leyla! Und ich werde dich beschützen. Ich werde dich beschützen. Niemand darf dir nur ein Haar krümmen. Ich könnte es nicht ertragen zu sehen wie du leidest. Bleib wie du bist, und gebe niemals die Hoffnung auf. ich legte meine Stirn an ihre. Die Sonne wärmte mein Fell. Es war einer dieser Momente die man für immer festhalten möchte. Aber mit Leyla war jeder Moment besonders. Jeder Moment etwas gutes, jeder Moment ein gemeinsames Erlebnis das und immer mehr verband.