Der Eulenbaum

Finstersee
SchattenClan/DonnerClan Grenze --> hier

Ich war so schnell gerannt, dass mein Fell völlig zerzaust und durcheinander war. Ich richtete meinen Pelz und schaute in den dichteren Wald. Wo ist denn nur Schmetterlingspfote? fragte ich mich und entdeckte ihren Geruch leicht. Es war windig, daher konnte es trügen, aber sicher war - meine Schülerin kam auf mich zu. Ich schaute umher und überlegte, ob wir auf den Eulenbaum klettern sollten. Nein, dort oben lebt eine Eule, wir sollten sie nicht ärgern. entschied ich mich und blickte mich nach einem anderen guten Baum um. Der dort vorne hat keine glatte Rinde und hat außerdem auch viele Äste. ich entschied mich also für diese Buche und wartete auf die junge Katze.

Schwer atmend und so langsam laufend, dass man es gerade noch als laufen bezeichnen konnte, kam die Schülerin am Eulenbaum an. Ihr Gesichtsausdruck wirkte gequält. Keuchend ließ sie sich ins Gras fallen. Finstersee... Ich kann nicht mehr!, stieß sie hervor, nachdem sie etwas Luft geholt hatte. Auf dem Weg hierher hatte Schmetterlingspfote schon mit dem Gedanken gespielt, einfach aufzugeben und zum Lager zu laufen. Und jetzt soll ich auch noch auf Bäume klettern?, dachte sie empört. Ihr Blick fiel auf den Eulenbaum und prompt wurden Erinnerungen wach. Hier bin ich vom Baum gefallen, weil die Eule michangegriffen hatte... Das war an dem Tag, an dem Eulenfeder zum DonnerClan zurückgekommen ist!

Finstersee
Verärger fauchte ich. Du kommst JETZT hier an und meinst du könntest nicht mehr. In der Zeit hätte man eine ganze Schlacht schlagen können! ich fauchte vor Wut auf. Bis du Krieger sein kannst dauert es wohl noch sehr lange, du kannst ja noch nicht einmal ordentlich mit mir mithalten! verärgert hieb ich meine Krallen in einen dicken Baum. Schnell fing ich mich wieder und drehte mich zu Schmetterlingspfote um. Nun gut, der Baum dort vorne... ich wies auf den Baum, den ich vorher auserkoren hatte. Eine Buche. Kletter auf den drauf. Die Buche hat viele Äste, an denen du Halt finden kannst. Schlage deine Krallen in die weiche Rinde und komme bitte bis zu dem großen Ast da vorne mit meinem Schweif zeigte ich auf den dicksten Ast, der ungefähr eine Fuchslänge über dem Boden hing.

Die Schülerin riss die Augen auf, als sie Finstersees schroffe Worte hörte. Ich bin eben nicht so gut im Laufen, wie du..., miaute sie mit zitternder Stimme. Wut stieg in ihr auf, über die gemeinen Aussagen ihrer Mentorin. Als sie sagte, dass es noch sehr lange dauern würde, bis sie Kriegerin werden könne, füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie musste sich sehr bemühen, nicht loszuheulen. Wortlos schlurfte sie langsam zu der Buche, blieb aber davor stehen und brach in Tränen aus. Jetzt reiß dich zusammen!, schimpfte sie in Gedanken mit sich selbst, doch sie konnte nicht mehr aufhören zu weinen.

Finstersee
Die Schülerin fing an zu weinen. Warum weint sie jetzt? Das sind Fakten! redete ich in meinem Kopf spitz und setzte mich hin. Schmetterlingspfote, ich weiß, dass du das schaffst, ich sehe deine Anstrengungen, aber mit ein bisschen Training schaffen wir das. Wie willst du sonst kämpfen, wenn du nicht einmal lange genug laufen kannst? ich versuchte es der Schülerin zu erklären und dann bekam ich eine Idee. Wir werden uns ab jetzt am meisten auf deine Ausdauer konzentrieren. Wir gehen jagen oder auf Patrouille, in Ordnung? Jeden Tag eine Patrouille oder jagen und dann noch Kampftraining und Klettertraining abwechselnd. Das klingt doch gut, oder? fragte ich die Kleine. Aber jetzt klettern wir ein bisschen. ich stupste meine Schülerin an und kletterte den Stamm zu dem untersten Ast hinauf.

Mit großen Augen sah die Schilfpattfarbene Finstersee an, während diese redete. Sie fühlte sich gleich etwas besser, wenn auch nicht gut, aber sie schaffte es, ihre Tränen zu stoppen. Von dem zusätzlichen Training war sie zwar nicht unbedingt so begeistert, aber auch sie sah keine andere Möglichkeit. Wenn es mir hilft, Kriegerin zu werden, dann muss ich das wohl oder übel machen... O-okay..., war das einzigen Wort der Schülerin. Ihre Stimme klang nach wie vor weinerlich und ihr steckte immer noch ein Kloß im Hals, aber es ging ihr schon besser. Mit neuem Mut ging sie auf die Buche zu und versuchte sich in der Rinde festzukrallen. Anfangs schaffte sie es nicht wirklich und rutsche dauernd ab, doch nach einigen Versuchen konnte sie sich ein Stück nach oben hieven. Zwar dauerte es im Vergleich zu Finstersee ziemlich lange, den untersten Ast zu erreichen, aber immerhin hatte sie es geschafft. Oh Mann, bin ich froh, dass ich jetzt hier oben bin. Wenn ich nur daran denke, dass ich das jetzt jeden zweiten Tag machen muss...

Ich musste schnurren, als die Schülerin nach einiger Zeit bei mir oben war. Ich nickte ihr anerkennend zu und miaute: mit der Zeit wird es leichter, es dauert etwas, ich kann auch nicht sonderlich gut klettern, aber ein bisschen ist wichtig. Stell dir vor, du würdest von einem Hund verfolgt werden, der wartet nicht, dass du eine Pause machen kannst oder auf einen Baum kletterst! erklärte ich der Schülerin. In Ordnung, das reicht für heute, zurück ins Lager! befahl ich und sprang elegant vom Baum. Ich wartete und lief dann (zusammen mit Schmetterlingspfote) zurück in das Lager.

Die Schülerin befürchtete schon, den ganzen Baum bis zur Spitze hochklettern zu müssen, doch da meinte Finstersee, dass es mit der Zeit leichter gehen würde und sie nun zurück gehen würden. Puh... Ganz langsam kletterte die Schülerin die Buche wieder herunter. Die letzten paar Mauslängen verlor sie den Halt und purzelte ins Gras, aber immerhin war sie unversehrt unten angekommen. Okay, Finstersee., meinte sie, als ihre Mentorin ihr das Beispiel mit dem Hund nannte. Bei dem Gedanken an so ein riesiges Tier musste sie schlucken. Zwar hatte sie noch nie einen gesehen, aber sie hatte schon die wildesten Geschichten über Hunde gehört.
Immernoch ziemlich langsam lief die Schülerin hinter Finstersee her Richtung Lager.

---> DC-Lager