Der Spielplatz

Ich streifte durch die Zweibeinersiedlung. Ich war noch nicht lange hier und kannte die Umgebung kaum, nur das alte Gefängnis wär mir bekannt, dort lebte die Revenge Unit. Toller Name, was? Ich fragte mich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Mal ganz frei rausgejagt, das alles waren psychopathische Mörder und ich war ein jünger, fröhlicher, kindischer Kater der nach Abenteuern sucht, nicht nach einer Gelegenheit, ein paar Katzen zu meucheln.

Mach dir nicht solche Gedanken. Das klappt schon!

Ich gab mir innerlich selbst recht und grinste zufrieden. Hach,das Leben war doch einfach. Zwar vermisste ich meine Familie sehr, aber dank diesen Psychopathen hatte ich wenigstens ein wenig Gesellschaft. Und so lange ich so tat, als wäre ich ein begeisterter Killer war es denen egal, wer ich war. Bei der Schlacht würde ich mich verziehen und eine Ausrede suchen. Und sie waren immer noch besser als die Clan. Diese lebten nach strengen Regeln, hatten andere Namen, einen eigenen Glauben. Das war nichts für mich. Ich brauchte Gesellschaft, ja, aber ich konnte nicht nach strengen Regeln leben. Ich lebte nur einmal, diese eine mal wollte ich nicht verschwenden.
Ich genoss das Leben mit vollen Zügen. Alle, die mich kannten, wussten, wie leicht ich alles nahm. Nein, mangelnde Lebensfreude konnte man mir wirklich nicht vorwerfen. Aber hier kannte ich niemanden,dass musste geändert werden. Und das möglichst noch heute,was ein schweres Ziel war, da die Sonne schon lange Schatten in die Landschaft Malte und langsam versank.
Ich kam an bei einem komischen Platz, den Zweibeiner, oder eher meistens die Jungen Zweibeiner, oft benutzten, um komische Dinge zu machen. Im Sand wühlen, Metallbäume hochklettern, sich gegenseitig mit Sand beschmeißen und danach heulen, ja, Zweibeiner waren echt komische Geschöpfe. Aber gerade war nichts los.
Doch, etwas war los. Da lag eine Kätzin auf einem komischen Dong, was Zweibeiner nach meinem Wissen »Bank« nannten. Sie saßen immer drauf, aber das, was jetzt drauf saß, oder eher lag, war kein Zweibeiner, sondern eine Katze mit langem, schwarzem Fell. Ok, nicht so lang wie bei einer Langhaarkatze aber definitiv länger als mein Fell. Ich sah, dass sie die Wolken beobachtete. Die  Katzen hier hatten echt Langeweile, die einen gründeten eine Gruppe, die das Ziel hatte eine andere, viel größere Gruppe zustürzen, die anderen betrachteten die Wolken... Aber diese Kätzin war hübsch, also beschloss ich, sie anzureden. Ich lief zu der Bank und sprang hoch, so dass ich vor ihrem Kopf stand.

Na, sind die Wolken interessant?

fragte ich verführerisch, aber eher gespielt verführerisch. Ich verführte keine Kätzinnen, ich spielte nicht mit den Gefühlen anderer. Ich brachte sie zum lachen, in dem ich mich verstellte oder witzige Kommentare machte, aber eine Kätzin zu benutzen und wegzuwerfen, nein, dass würde ich nie tun. Deshalb grinste ich noch breit, um zu unterstreichen, das ich den verführerischen Ton nicht wirklich ernst meinte. Sie würde sich wahrscheinlich wundern, dass ich sie wie eine Freundin behandelte, aber ich kannte so etwas wie Misstrauen nicht. Niemals würde ich jemandem feindlich gegenübertreten, weil ich ihn nicht kannte, das wäre echt unfair. So war ich zwar ein sehr kindischer, naiver Kater, aber wenigstens ein humorvoller, netter, kindischer, naiver Kater.

Ich sah ihr interessiert zu. Kletterten Katzen jetzt auch schon an den komischen Bäumen hoch? Oder war sie eine Hauskatze? Sie roch irgendwie nach Wildnis aber trotzdem nach Zweibeinern, ich konnte ihren Geruch nicht wirklich einordnen, er verwirrte mich. Und ihre Krallen waren geschärft, das Taten Hauskätzchen selten. Im Gegenteil, es gab Zweibeiner, die kürzten die Krallen der Katzen, die bei ihnen lebten oder machten sie mit komischen Geräten stumpf. Aber vielleicht war diese Kätzin eine halbe Hauskatze? Na ja, ich würde es vielleicht noch erfahren.
Ihre Antwort gefiel mir. Eine Katze, die Träume hatte und sich nicht für diese schämte. Den das Taten viele, dabei waren Träume so etwas tolles, egal wie verrückt sie waren, wenn man dabei nicht vergas, in der Wirklichkeit zu Leben. Und das schien diese Kätzin  nicht vergessen zu haben, also warum sollte sie sich nicht wünschen, auf Wolken zu laufen? Ok  für mich wäre das nichts. Ich gehörte auf den Boden mit fester Erde unter den Füßen. Für ein Nickerchen und wenn ich wüsste,dass es sicher war, würde ich vielleicht mal auf eine Wolke gehen, aber zu laufen... Eher nicht.

Interessanter Traum. Ich vertrete ja die Meinung, das Katzen Bodentiere sind, aber vielleicht bist du ja der Beweis, dass Gegenteil der Fall ist.

antwortete ich. Auf ihre zweite Frage hin antwortete ich schneller, zuerst folgte ich ihr jedoch auf den Metallbaum. Dieses Material war nervig, es war rutschig und glatt, man konnte die Krallen nicht reinschlagen, dafür war es zu hart, doch irgendwie kam ich dann doch  hoch. Logisch, sonst wäre ich dann wohl unten gewesen. War ich aber nicht. Mist,  hatte ich nicht eben noch betont, dass Katzen Bodentiere sind? Na ja, was soll's.

Mein Name ist Nico. Kannst mich ruhig auch Nico nennen, falls dir Nico zu kompliziert ist. Und wie lautet dein Name?

Jetzt, wo sie meinen Namen wusste, wollte ich natürlich auch ihren wissen. Nicht aus Misstrauen, aus Neugierde. Und sei ehrlich, immer jemanden anzusprechen, ohne den Namen zu kennen, war mit echt zu blöd. Ich legte den Kopf schief und sah die Kätzin aus meinen kindlichen Augen an. Mir fiel auf, dass ihre ähnlich groß waren, auch wenn sie sonst nicht kindlich wirkte.

Gut, sie hatte Humor. Etwas,was den  Katzen der Revenge Unit auf jeden Fall fehlte. Waren das humorlose Idioten! Aber na ja, bessere Gesellschaft als Luft. Wobei sie aber nicht so eine gute Gesellschaft waren wie Nachtschatten. Ein echt interessanter Name, hatten die Revenge Unit nicht erwähnt, dass es bei den Clans so komische Namen gab? Obwohl, Nachtschatten war gar kein soo schlimmer Namen, eher ungewöhnlich. Aber Nachtschatten eine ClanKatze? Soweit ich wusste, bleiben die ClanKatzen immer in ihren Revieren und verabscheuten Zweibeiner. Na ja, ich würde sie später fragen.
Ich sah nach unten. Eigentlich war ich gut im Klettern, aber damit waren  Bäume gemeint, Bäume mit einer ordentlichen Rinde, mit Ästen, an denen man sich hochlangen konnte. Nicht diese glatten Dinger. Wieso Namenstempel man sie eigentlich »komische Bäume«? Mit Bäumen hatten sie gar nichts zu tun, selbst die Farbe, sie waren zu schrill bunt, dass Zweibeinern so etwas gefiel... Ja, Zweibeiner waren verrückt.
Ich sah in den Himmel. Es wurde schon dunkel, die Sonne verschwand. Ich dachte an ihre Worte.

Und, muss ich jetzt schnell verschwinden bevor du mich tötest?

fragte ich genau so ironisch. Ich wich gespielt überrascht und erschrocken zurück und war in diesem Moment froh, dass ich geschickt war und nicht ausrutschte. Dann legte ich den Kopf schief und meine Stimme war mal nicht ironisch.

Kommst du aus einem Clan? Dein Name klingt danach, aber eine ClanKatze wäre nicht hier und du riechst leicht nach Zweibeinern...

fragte ich ehrlich neugierig. Ich sah sie an und wartete geduldig auf eine Antwort.

Ich grinste weiter. Honig? Hatte ich leider nicht, auch wenn diese Kärzin die Bienenstiche wahrscheinlich wert wäre. Nicht im romantischem Sinne. Ich war nicht verknallt oder so, ich war nur froh, endlich mal jemanden normalen zum reden zu haben. Ok, ob es normal war zu träumen, auf Wolken zu laufen oder zu Spaß zu behaupten, ein Killer zu sein, darüber ließ sich bestimmt streiten. Aber was soll's, damit passte sie schon mal wunderbar zu mir. Ich hoffte, das hier würde nicht unser letztes Gespräch bleiben, ach, ich würde sie einfach ab und zu nerven, bis sie etwas mit mir machte.

Sorry, Honig habe ich gerade nicht parat. Könntest du mich bis übermorgen Leben lassen? Dann finde ich vielleicht noch welchen!

sagte ich schmunzelnd. Kurz überlegte ich zum Spaß, wo es den hier Honig gab, hatte aber keine Ahnug, ich war ja noch nicht lange hier. Im Wald würde es irgendwo ein Bienennest geben. Sie antwortete jedoch schon auf meine nächste Frage. Interessant, interessant. Ich setzte mich vorsichtig hin, um es bequemer zu haben und mir ihre lange Geschochte anzuhören. Sie war wirklich interessant, wie schon erwähnt, auch wenn ich manchmal kleine Verständigungsschwierigkeiten hatte. Ich hatte noch nie etwas von einem Mentor gehört. War das nicht sometwas wie ein Lehrer? Ich hatte gehört, dass die Clans eine Art Rangfolge hatten, auch mit Schülern. Lernten die Schüler etwas von ihren Mentoren alles? Ach, ich wusste viel zu wenig über alles hier. Aber es war cool, mit einer ehemaligen ClanKatze zu reden. So würde ich vielleicht mehr über alles hier lernen. Auch ihre restliche Geschichte war spannend. Sie war wohl schon alles gewesen, ClanKatze, Hauskätzchen, Streunerin. Und ich war ein Kater der Revenge Unit, also hatten wir ja alles zusammen, dachte ich. Ich sagte jedoch nichts dazu. So unsensibel war ich jetzt auch nicht, ich wusste aber auch nicht wirklich, was ich sagen sollte.

Na toll Nico, sonst weist du doch auch immer, was die richtigen Worte sind! Aber na ja, ihre Geschichte ist ja auch ziemlich verzwickt...

Mein Gesicht war ernst, ja, auch ich konnte erst sein. Ein seltener Fall, aber trotzdem. Man lachte nicht einfach bei so etwas. Ich verstand sie, ich verstand trotz meines bisher unbekümmerten Lebens vieles, ich konnte mich gut in andere hineinversetzten. Ich hörte die Trauer in ihrer Stimme, auch wenn sie versuchte, fest zu reden. Als sie weiter kletterte, blieb ich sitzen. Sie fragte nach meiner Vergangenheit, die ich auch erzählte. Schließlich musste ich keine Geheimnisse vor ihr haben, sie hatte mir auch alles erzählt.

Da gibt es nicht besonders viel zu wissen. Ich wuchs sehr weit weg von hier auf, ich hatte von den Clans noch nicht einmal etwas gehört. Meine Familie besteht aus meiner Mutter und meinen drei Geschwistern, meinen Vater kannte ich nicht. Mir war das Leben dort einfach zu langweilig. Ich verließ meine Familie, um ein wenig umherzuziehen. Ich vermisse sie wirklich und ich vermisse Gesellschaft. Ich kann nicht alleine Leben. Nun bin ich sogar schon zu solchen komischen Katzen gegangen, die sich die Revenge Unit nennen. Aber ich versichere dir, ich bin nicht wie die. Ich habe noch nie in meinem Leben ernsthaft gekämpft.

Ich beendete meine Geschichte. Ich hoffte, sie würde sich nicht von der Tatsache, dass ich Mitglied der Rebenge Unit war, abschrecken.

Ich werde auch in Zukunft nicht mitkämpfen. Ich wollte nur mal wieder unter Katzen sein.

fügte ich hinzu und wartete auf ihre Reaktion. Ich sah ihr in die Augen um jede Reaktion zu sehen.

Ich beobachtete ihre Reaktionen genau. Sie schien Verständnis zu haben und mich nicht zu verurteilen. Das war gut. Sie könnte meine erste Freundin hier werden, vielleicht könnte ich dann auch diese Revenge Unit verlassen. Nein, die ließen niemanden gehen, aber egal. Ich konnte ja auch einfach so tun, als wäre ich treu, hatte bisher auch gut geklappt.
Ich hörte auf, über diese Gruppe von Katzen nachzudenken, es gab wichtigeres im Leben. Zu, Beispiel Beute, ich hatte Hunger, heute hatte ich noch nicht gejagt, ich hatte mich erst einmal umsehen wollen. Das war ja jetzt geschafft. Ich wollte gerade fragen, ob sie mitgehen wollte, jagen, aber da fragte sie schon. Konnte diese Kätzin Gedanken lesen? Wahrscheinlich.

Na klar! Ich hab auch Hunger. Weißt du, wo man hier gut jagen kann?

Ich weiß, beim Umsehen sollte man auf so etwas achten, aber praktische Dinge... Nein Danke. Und jetzt hatte ich ja jemanden, der mir alles zeigen konnte. Hier zu jagen dürfte nicht so schwer sein, es gab viele Katzen, irgendwie mussten die sich ja ernähren und die meisten sahen nicht aus, als würden sie beimZweibeinern Leben. Sie hatten kein Halsband und ihr Fell war nicht so flauschig weich.

Ich stand auf und balancierte den komischen Baum entlang, bis ich zurück auf der Bank stand. Ich sah sie an und wartete auf eine Reaktion.